01.10.2011

"Musik, die eine echte Offenbarung darstellt" - Kritik zur Saisoneröffnung Tel Aviv

Beim Israel Chamber Orchestra wird Perfektion angestrebt
Ha'aretz, Noam Ben Zeev, 25.9.2011.

Das Eröffnungskonzert der Saison des Orchesters demonstrierte, dass etwas Gutes mit ihm geschieht, seit der Dirigent Roberto Paternostro zu ihm gestoßen ist und die Aufgabe des musikalischen Leiters übernommen hat

Wer am Wochenende die 6. Symphonie von Beethoven, „Die Pastorale“, in einer Aufführung des Israel Chamber Orchesters gehört hat, hat sicherlich erkannt, dass etwas Gutes mit diesem geschieht, seit der Dirigent Roberto Paternostro zu ihm gestoßen ist und die Aufgabe des musikalischen Leiters übernommen hat. Es macht Lust, ihm [dem Orchester] zuzuhören, und es ist offensichtlich, dass die Musiker Lust haben zu spielen und dies auch mit Begeisterung tun; und den Teil „Das Gewitter“  der Symphonie zu hören, lässt erkennen, dass es nicht nur um Atmosphäre und Stimmung geht, sondern auch um Technik: dieser großartige Teil, der ein einziger Effekt von Farben und galoppierendem Rhythmus, von lebhaften virtuosen Änderungen von Tempo und Dynamik, und eine einzigartige Weise für sich ist, wird hier hervorragend gespielt, in einer fortlaufenden Linie, für einen Moment in seinem Donner furchteinflößend. Es ist richtig, dass nicht alles perfekt war – Paternostro hat zum Beispiel im ersten Teil keine Zeit gelassen, aber die Perfektion kann zumindest angestrebt werden, und das gelingt dem Orchester in berührender Weise.

Das Israel Chamber Orchester, Modell 2011, hat eine Reihe von unübertrefflichen Holzblasinstrumenten innerhalb der israelischen Orchester: Christiane Yehudin an der Flöte, Omri Raveh an der Oboe, Dani Erdmann an der Klarinette, Reuven Mozes am Fagott – sie, und auch ihre zweiten Musiker, inklusive der Musiker am Waldhorn und an den Trompeten, führen eine hervorragende Gruppe an, die an einer Komposition erblühen, als ob diese nur für sie geschrieben worden wäre: die Pastorale, die naive vogelhafte Simulationen beinhaltet, und die Pariser Symphonie von Mozart, bei dem die Holzinstrumente immer das Zentrum seiner symphonischen Kunst sind. Es war ein Vergnügen, sie zu hören.

Das Arrangement des Konzertes – es war für sich allein von vielschichtigem Geschmack. Die Symphonien spiegeln eine besondere Wahl wider – wann die Pastorale zuletzt auf den israelischen Bühnen gehört wurde ist schwer erinnerlich; und darunter: Musik, die eine echte Offenbarung darstellt, das Violinkonzert von Hans Gal aus dem Jahre 1932; Gal (1890 – 1987) war ein jüdischer Komponist mit einer Schlüsselposition im musikalischen Leben in Österreich, einer von Dutzenden Komponisten, die vor den Nazis nach England geflohen sind – darunter Berthold Goldschmidt, Egon Wellesz und Karl Rankl. Sein Concerto, das 1933 uraufgeführt wurde, ein Fest der Post-Romantik und des Modernismus, wurde von Thomas Irnberger ausgezeichnet gespielt, und symbolisierte eine interessante Inspiration in Ausführung und Repertoire.

Übersetzung: Julius Dem
Original: http://www.haaretz.co.il/galler...assic/1.1482497 




Tel Aviv, Saisoneröffnung Israel Chamber Orchestra.
Pastorale, Pariser-Symphonie und eine israelische Erstaufführung

Erstmals wird in Israel das Violinkonzert op. 39 von Hans Gál gespielt. Das Israel Chamber Orchestra hatte im September 2010 die weltweit erste Einspielung auf SACD in Wien aufgenommen.

Programm:
W.A. Mozart: Sinfonie Nr. 31 D-Dur KV 297  "Pariser"
Hans Gál: Violinkonzert op. 39 - Israelische Erstaufführung
L. van Beethoven: Symphonie Nr. 6 F-Dur "Pastorale"

Konzerte: 21. und 22. September 2011
Tel Aviv Museum of Arts, 20:30 Uhr

Thomas Albertus Irnberger, Violine
Israel Chamber Orchestra
Roberto Paternostro

Hörbeispiele Violinkonzert und nähere Info zur CD: http://www.robertopaternostro.com/de/gal/ 
  • Hans Gal