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Musik Richard Wagner

Israelisches Orchester für Bayreuth-Konzert bereit

Kasseler Orchester Kasseler Orchester
Roberto Paternostro (Jg. 1957) will neben dem "Siegfried-Idyll" Werke dreier jüdischer Komponisten zur Aufführung bringen
Quelle: picture-alliance / dpa/dpaweb/dpa
"Ich weiß, was ich tue", sagt Roberto Paternostro. Sein Israelisches Kammerorchester will am 26. Juli auf dem Grünen Hügel spielen.

Das Israelische Kammerorchester will ungeachtet der Kritik im eigenen Land im Sommer in Bayreuth erstmals ein Konzert mit Musik von Richard Wagner geben. Der Musikdirektor des Kammerorchesters, der Österreicher Roberto Paternostro, sagte: "Die Vorbereitungen für das Konzert in Bayreuth sind abgeschlossen.“ Der Auftritt, bei dem neben Wagners "Siegfried-Idyll" auch Werke dreier jüdischer Komponisten gespielt werden sollen, werde wie geplant am 26. Juli stattfinden. Die Proben sollten einige Tage vorher in Deutschland beginnen.

Der deutsche Komponist Richard Wagner (1813-1883) ist in Israel wegen antisemitischer Positionen und seiner Beliebtheit während des Nazi-Regimes äußerst umstritten. Seine Werke werden in Konzerten fast nie gespielt, obwohl ein Boykott schon mehrmals gebrochen wurde. Die Pläne für das erste Konzert eines israelischen Orchesters in der Wagner-Stadt Bayreuth waren in Israel auf scharfe Kritik von Holocaust-Überlebenden gestoßen. Ein geplanter Israel-Besuch von Katharina Wagner, Urenkelin des Komponisten, war deshalb wieder abgesagt worden.

Die Bayreuther Festspiele werden am 25. Juli mit einer Neuinszenierung des „Tannhäuser“ durch Sebastian Baumgarten eröffnet. Der Auftritt des Israelischen Kammerorchesters anlässlich des Liszt-Jubiläumsprogrammes 2011 ist einen Tag später in der Stadthalle Bayreuths geplant. Veranstalter ist die Stadt Bayreuth. Neben dem „Siegfried-Idyll“ von Wagner spielen die Gäste Werke der jüdischen Komponisten Gustav Mahler und Felix Mendelssohn Bartholdy sowie erstmals in Deutschland ein Stück des zeitgenössischen israelischen Komponisten Tzvi Avni.

Paternostro, der gegenwärtig in Tel Aviv mit dem Orchester für zwei Konzerte in Israel probt, äußerte Verständnis für die Kritik in Israel. „In solchen Momenten schweige ich. Da muss man verstummen. Was diese Menschen miterlebt haben – da gibt es keine Diskussionen.“ Er habe selbst 80 Prozent seiner Familie während des Holocaust verloren, sagte der jüdische Dirigent.

Wagner ist ein Symbol

„Ich weiß, was ich tue“, sagte er. „Ich trenne zwischen dem Menschen und dem Werk.“ Wagner habe zwar inakzeptable Ansichten vertreten, sei aber auch für negative Zwecke missbraucht worden. Auch andere Komponisten hätten antisemitische Ansichten vertreten, mit Wagner habe man jedoch „ein Symbol gefunden“, sagte Paternostro.

Im Moment habe sich die Kritik in Israel an dem Orchester etwas beruhigt. Mit der Reise im Sommer erwarte er allerdings neue Widerstände, sagte der Österreicher. „In dem Moment, in dem das Orchester ins Flugzeug steigt, wird es wahrscheinlich wieder Kritik geben“, sagte er. Das Orchester stehe allerdings geschlossen hinter diesem „historischen Schritt“. „Alle jungen Musiker sind neugierig darauf, Wagner zu spielen.“

dpa/bas

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